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Digitalität in der Mediothek

Für den «Campus», die Publikation der Schulen Baar, durfte ich einen Artikel zum Thema «Digitalität in der Mediothek» schreiben und darlegen, wie sich die Mediotheken im Zeitalter der digitalen Transformation wandeln, welche Aufgaben sie schon längst übernommen haben und warum es Mediotheken mehr denn je besonders an Schulen brauchen wird.

Ein Augenschein in der Mediothek Sternmatt 2 beweist: Hier gibt es weit mehr als "nur" Bücher!

 

 

Mehr als nur Bücher!

In der Mediothek Sternmatt 2 ist zwar kein Tag wie der andere, aber etwas bleibt alle Tage gleich: Die Besucherinnen und Besucher fühlen sich hier wohl.

Die Digitalität hat in der Mediothek ganz selbstverständlich neben vielem Analogen ihren festen Platz.

Eine Gruppe Jugendlicher der 3. Oberstufe sitzt mit ihren Laptops in der Chillout Lounge der Mediothek. Von Chillen ist aber nichts zu spüren. Konzentriert arbeiten sie an ihren Projektarbeiten. Es ist Montagnachmittag und für den Projektunterricht haben sie sich die Mediothek als Arbeitsort ausgewählt. Dank mobiler persönlicher Geräte und überall verfügbarem WLAN ist dies kein Problem. Hin und wieder haben sie Layoutfragen oder brauchen Hilfe bei einer Programmfunktion, beim Ausdrucken, Recherchieren oder Formulieren. 

«Ich bin gerne in der Mediothek, weil ich hier in Ruhe arbeiten kann, aber trotzdem immer jemand da ist, der mir hilft, wenn es nötig ist.»

Schülerin

«Es ist sehr schön, hier zu arbeiten, vor allem, wenn Merlin bei uns vorbeischaut»

...meint einer der Schüler und streichelt dabei den knuddeligen Schulhund, der dies sichtlich geniesst.


Eine halbe Stunde später bringen Schülerinnen und Schüler einer 2. Oberstufenklasse ihre selbst erstellten Lapbooks zum Ausstellen in der Mediothek vorbei. Lapbooks sind aufwändig gestaltete, aufstellbare Kartons, die ein gelesenes Buch bewerben und andere zum Lesen und Hören animieren sollen. Hören? Tatsächlich lassen sich aufgeklebte QR-Codes scannen, hinter denen sich kurze Audiobeiträge der Jugendlichen mit vorgelesenen Textpassagen aus dem Buch verbergen und einen zusätzlichen Einblick ins Buch geben. «Mir hat das Produzieren sehr gefallen», meint eine Schülerin, «ich bin gespannt, ob das von mir präsentierte Buch schon bald von jemandem ausgeliehen wird.»


Lesen bleibt also auch in unserer digitalisierten Welt zentral. Und lesen lernt man weiterhin nur durch lesen. Erst wenn die Lesefähigkeit ein gewisses Niveau erreicht hat, kann der Text überhaupt verstanden werden. Das bleibt harte Arbeit. Umso besser, wenn dazu ein breites, aktuelles und ausleihbares Angebot für verschiedenste Medienprojekte direkt im Schulhaus zur Verfügung steht, das von einer Fachperson betreut und vermittelt wird. 

Im Film zur Mediothek Sternmatt 2 kommen Besucherinnen und Besucher zu Wort.


Aber braucht es denn überhaupt noch analoge Bücher? «Ja unbedingt», meinen die anwesenden Jugendlichen dazu: «Mit einem „echten“ Buch kann ich mich viel besser konzentrieren und ohne Ablenkung in die Geschichte eintauchen. Das entspannt mich sehr.» Ein Schüler ergänzt: «Ich sehe auch immer gleich, wie dick das Buch ist, wie viel ich noch lesen muss oder schon gelesen habe. Das ist bei E-Books nie so klar.» 


Im Zeitalter von Fake News und Bildbearbeitungsprogrammen sind Leseverständnis und Medienkompetenz wichtiger denn je – selbst bei kürzesten Texten auf Insta, Twitter, Tiktok & Co. Wir alle sind gefordert, aufmerksam zu sein und nicht alles zu glauben, was wir im Internet und auf sozialen Plattformen entdecken. Informations- und Recherchekompetenzen zählen zu den entscheidenden Schlüsselkompetenzen des 21. Jahrhunderts. 

Längst ist die Herausforderung nicht mehr, Materialien und Inhalte zu bestimmten Themen zu finden, sondern die Datenflut zu bewältigen und Inhalte zu prüfen.  Die Mediothek Sternmatt 2 bietet dazu Workshops oder Materialkisten für ganze Schulklassen, um diese Fähigkeiten weiter aufzubauen und das im Schulzimmer Gelernte zu vertiefen. 

Welche Quellen sind verlässlich? Wie lässt sich die Echtheit einer Nachricht, eines Bildes überprüfen? Welche Daten sind schützenswert und haben im Netz nichts verloren? In der Mediothek Sternmatt 2 werden Jugendliche für diese wichtigen Themen sensibilisiert und Lehrpersonen bei der Vermittlung unterstützt. Der Weg zum medienkompetenten User, zur cleveren Fakten-Checkerin ist lang, endet auch als erwachsene Person nicht und braucht daher viel Übung. 


In der Mediothek verbindet sich Analoges und Digitales und lässt eine Brücke zwischen Buchdruck und Internet entstehen. Hier finden Schülerinnen und Schüler ein Umfeld, um Ideen agil und kreativ auszuleben – auch in der Freizeit. Der Medio-Makerspace am Mittwochnachmittag lädt Jugendliche zum Produzieren, Tüfteln und multimedialen Entdecken ein: Von Roboter programmieren, 3D-drucken, plottern bis zu experimentieren mit dem Greenscreen ist alles möglich.



Fazit: In den letzten Jahren ist die Mediothek multifunktional geworden. Sie ist Lernraum und Treffpunkt für Jugendliche. Sie glänzt als Fach- und Unterrichtszimmer, Recherchezentrum, Kreativraum, Filmset, Audiostudio und Eventhall. Hier erhält man nicht nur Medientipps, sondern auch Erste Hilfe bei persönlichen Krisen, bei Fragen zu Hausaufgaben oder IT-Herausforderungen. Kurz, es ist ein Ort zum Wohlfühlen, Mitmachen, Lesen, Lernen und Arbeiten und ganz allgemein das Herz unserer Schule. Und mit der passenden Lektüre kann man hier sogar zur Heldin, zum Abenteurer oder zur Fantasyfigur werden.


Inzwischen ist es ruhiger geworden in der Mediothek. Die Schulzeit ist schon lange vorbei. In der Chillout Lounge wird gemeinsam in einer Zeitschrift geblättert und zwischendurch gekichert. Zwei Jungs der ersten Oberstufe haben sich in die Podcast-Ecke verzogen und perfektionieren ihre Audio-Aufnahme. Am anderen Ende der Medio nutzen zwei Mädchen die LernFilm-Aufnahmestation und produzieren ihr Video auf Französisch. Und Schulhund Merlin? Der träumt auf seinem Schlafplatz. Wovon? Das bleibt wohl trotz Google & Co. ein Geheimnis.

«In der Mediothek fühle ich mich fast wie daheim.»

Schüler



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Kommentare: 1
  • #1

    André Friedli (Sonntag, 03 Juli 2022 17:37)

    Super!
    Ganz toll, wie die Jungen hier konkret digital gefördert werden und gleichzeitig vor den Tücken des Digitalen gewarnt das Buch entdecken! Bildung ist alles!! Bravo!