Das Medium Film ist besonders geeignet, um mit den Jugendlichen ins Gespräch zu kommen, zu diskutieren und die Sichtweise aus verschiedenen Rollen einzunehmen. Die nachfolgenden Vorschläge
gehen teilweise ganz schön unter die Haut.
Je nach Klassenzusammensetzung, Stufe, Situation und persönlicher Vorliebe wirst du eine individuelle Wahl treffen müssen:
1. Homevideo, ZDF 2010, 90 Min.
Wer sich die Zeit für einen ganzen Spielfilm nehmen kann und auch vor einem echt taffen Film nicht abschrecken lässt, dem empfehle ich diese eindrückliche TV-Produktion.
Besonders geeignet für: Hartgesottene, Obercoole und die 3. Oberstufe
Inhalt: Jakob ist ein verschlossener, sensibler 15-Jähriger mitten in den Wirren der Pubertät. Er filmt alles mit seiner
Videokamera, was ihn gerade bewegt und liebt ungewöhnliche Fotos und Filmaufnahmen. Seine Eltern wissen wenig von ihm, zu sehr sind sie mit sich selbst beschäftigt. Sie stecken in einer Ehekrise.
Beinahe täglich wird Jakob Zeuge eines Streits. Als Jakobs Mutter ihm eröffnet, dass sie sich trennen und ausziehen wird, zieht Jakob sich noch mehr in sich zurück.
Auch in der Schule bekommt Jakob Probleme, doch eigentlich ist ihm das alles egal, denn er hat nur Augen für Hannah, in die er verliebt ist. Als er gerade beginnt, ihr näher zu kommen, gerät ein
selbstgedrehtes, kompromittierendes Video von Jakob in die Hände seiner Mitschüler.
Noch bevor Jakob es sich zurückholen kann, stellt es ein Mitschüler ins Internet – in kürzester Zeit verbreitet sich das Video in der ganzen Schule. Von allen Seiten wird Jakob daraufhin
ausgelacht und gemobbt. Über das Internet erhält er in Chatrooms dutzende Hassbotschaften. Auch Hannah bricht den Kontakt ab. Jakob ist beschämt und verzweifelt; seine Eltern versuchen ihm zu
helfen, ohne die Tragweite seines Unglücks wirklich zu erkennen. Der Film endet abrupt mit dem Selbstmord Jakobs.
Der Film ist in der Medio Sternmatt 2 ausleihbar.
Weitere Infos zum Film:
http://www.maedchen.de/artikel/homevideo-cybermobbing-jonas-nay-1620218.html
http://www.ndr.de/kultur/kino_und_film/homevideo113.html
2. BenX, B/NL 2007, 90 Min.
Besonders geeignet für: Gamer, 1./2. Oberstufe
Der 2007 entstandene Film BenX scheint zunächst genau gleich krass wie Homevideo. Auch hier gerät ein Junge in eine Opferrolle, wird ständig schikaniert, hat kaum Freunde und Schwierigkeiten zu Hause. Auch hier ist es ein peinliches (Handy-)Video, das den Start zum „Endgame“ einleitet. Die Unterschiede zu Homevideo sind aber deutlich. Während in BenX ein Junge mit Asperger-Syndrom, einer Spezialform von Autismus, die Hauptrolle ausfüllt, könnte es in Homevideo (fast) jeder sein. Das macht Homevideo zusätzlich bedrückend. Hinzu kommt der überraschende Schluss von BenX, der für den Zuschauer viel verträglicher ist. Auch die erklärenden Votings und die erholsamen Bilder, mit denen BenX endet, machen Opfern Mut, über den eigenen Schatten zu springen und die Dinge nicht einfach als gegeben zu akzeptieren.
Inhalt: Ben ist anders. Seit frühester Kindheit wird er deswegen schikaniert. Er lebt in seiner eigenen Welt, in der er in seinem liebsten Onlinespiel „Archlord“ Heldentaten besteht. Nachdem die Blossstellungen in der Schule mit dem Handy gefilmt und ins Internet gestellt werden, verliert Ben auch noch seine letzte Zufluchtsstätte, was ihn zu einer Verzweiflungstat treibt.
Dramatisch inszeniert Regisseur Nic Balthazar jene verhängnisvollen letzten Tage, die Ben alle Dämme brechen lassen. Ein letztes Mal loggt er sich in die Welt von „Archlord“ ein und verabschiedet sich von Scarlite, seiner unbekannten Weggefährtin, die natürlich Schlimmes befürchtet und sich mit ihm im echten Leben treffen will.
Hintergrund: Der Film basiert auf einem tragischen Selbstmord eines 17-jährigen autistischen Jungen, der sich von einem Turm des Schloss Gravensteen in Gent in den Tod gestürzt hatte, nachdem er über längere Zeit von seinen Mitschülern schikaniert und gemobbt wurde.
Auch dieser Film steht in der Mediothek Sternmatt 2 zur Ausleihe bereit.
Trailer auf: http://www.benx.kinowelt.de/
Weitere Informationen zum Film: http://www.cineman.ch/movie/2007/BenX/review.html
3. Netzangriff - Tatort für Kinder, ARD 2011, 45 Min.
Die ARD hat diesen Film im Januar 2012 ausgestrahlt. Du kannst ihn unten direkt anschauen.
Der Film ist weit weniger krass als die oben genannten Homevideo oder BenX und eignet sich deshalb besonders für die Jugendlichen der 1. Oberstufe (ev. auch bereits ab 5./6. Klasse). Zudem ist er wegen seiner lektionstauglichen Länge optimal für den Unterricht.
Im Anschluss können Diskussionen über den Film, das "Happy-End", die einzelnen Rollen oder die Frage, ab wann man zum Täter wird, erfolgen.